Verzinsung Lebensversicherung: Darum lohnt ein Blick auf die Rendite

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Um die Rendite einer Lebensversicherung zu beurteilen, sollte man sich genau die Verzinsung des Vertrages ansehen.

Verzinsung der Lebensversicherung: Enttäuschende Rendite zwingt zum Handeln

Die meisten Kunden einer Lebensversicherung erwarten eine lukrative Verzinsung, die jedoch relativ unwahrscheinlich ist. Welche Handlungsempfehlungen sollte man befolgen?

Warum sollte man die Verzinsung der Lebensversicherung überprüfen?

Die Lebensversicherung galt jahrzehntelang als solider Pfeiler der privaten Altersvorsorge. Aufgrund der historisch niedrigen Zinsen ist es für die Versicherungsgesellschaften jedoch kaum noch möglich, die Zusagen hinsichtlich der zu erwartenden Verzinsung einzuhalten. Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank freut Kreditnehmer, bringt Lebensversicherer jedoch zunehmend in Bedrängnis.

Versicherungsgesellschaften versuchen traditionell mit Zinsanlagen, die 86 Prozent ausmachen, die Renditen zu erwirtschaften. Lediglich gut vier Prozent des Anlagevermögens wird in Aktien investiert. Es ist kaum möglich, auf diese Weise die erforderliche Rendite auf den Sparanteil der Versicherung zu erwirtschaften. Die Versicherungsnehmer reagieren entsprechend. Machten die Kapitallebensversicherungen 1995 noch 48 Prozent aller Neuabschlüsse von Lebensversicherungen aus, ist aktuell nur noch jede zehnte Police eine Kapitallebensversicherung. Lebensversicherungen werden mittlerweile überwiegend als Risikoschutz abgeschlossen und nicht mehr als Möglichkeit, Kapital für die Altersvorsorge zu bilden.

Bei den neuen Verträgen wird meist gar kein Garantiezins mehr vereinbart. Um die Verzinsung der Altverträge, die vor 2005 abgeschlossen wurden, zu gewährleisten, müssen die Versicherungsgesellschaften die Bewertungsreserven für ihre Kapitalanlagen angreifen. Es ist wichtig, die Rendite der Lebensversicherung zu ermitteln und auf dieser Basis eine Entscheidung darüber zu treffen, ob der Vertrag beibehalten oder gekündigt werden sollte.

Video: Lebensversicherungen: Die Zinsflaute gefährdete die Altersvorsorge von Millionen

Wie ist die Situation der Versicherungsunternehmen zu beurteilen?

Viele Versicherte sind sich nicht bewusst, dass die Verzinsung ihrer Lebensversicherung erschreckend niedrig ist und weit hinter anderen Möglichkeiten der privaten Vermögensbildung zurückbleibt. Der Bund der Versicherten (BdV) hat 2017 in einer Studie festgestellt, dass nur die wenigsten Versicherungsunternehmen als gut beurteilt werden können. Bei den meisten Unternehmen wurden Mängel in Sachen Solvenz, Transparenz und Gewinnerwartung festgestellt. Für die Studie wurden die Solvenzberichte der Versicherer analysiert. Seit 2017 sind die Versicherungsgesellschaften europaweit dazu verpflichtet, diese Berichte vorzulegen. Die Studie ergab, dass die Solvenzberichte leider zum größten Teil derart intransparent gestaltet sind, dass eine Nachvollziehbarkeit nicht gegeben ist.

Besonders die sogenannten „Run-off-Unternehmen“, das sind Versicherer, die nur noch die alten Verträge abwickeln, aber keine neuen mehr abschließen, schnitten bei dieser Studie schlecht ab. Es ist verständlich, dass die Kunden der Run-Off-Unternehmen sich darüber Gedanken machen, ob die garantierte Verzinsung eingehalten wird.

Gegenstand der Studie waren folgende Bereiche:

  • Eigenkapital des Versicherungsunternehmens
  • Transparenz des Solvenzberichts
  • Gewinnerwartung
  • Kapitalanlagen
  • Umgang mit den Überschüssen
Viele Versicherte sind sich nicht bewusst, dass die Verzinsung ihrer Lebensversicherung erschreckend niedrig ist und weit hinter anderen Möglichkeiten der privaten Vermögensbildung zurückbleibt. (#01)

Viele Versicherte sind sich nicht bewusst, dass die Verzinsung ihrer Lebensversicherung erschreckend niedrig ist und weit hinter anderen Möglichkeiten der privaten Vermögensbildung zurückbleibt. (#01)

Wie kann man die Rendite der Lebensversicherung feststellen?

Die Verzinsung der Versicherung leidet nicht nur unter der Niedrigzinsphase, sondern wird außerdem durch hohe Provisionen und überteuerte jährliche Gebühren belastet. Da die Versicherungsverträge für Laien nur sehr schwer zu durchschauen sind, kann man entweder im Internet einen kostenlosen Excel-Rechner nutzen oder bei der Verbraucherzentrale in Hamburg den Vertrag gründlich analysieren lassen. Dieser Service ist allerdings kostenpflichtig. Eine weitere Option ist die Beauftragung eines Versicherungsberaters oder eines auf den Ankauf von Lebensversicherungen spezialisierten Unternehmens.

Gibt es generelle Empfehlungen für die Beurteilung einer Lebensversicherung?

Um die Rendite der Versicherung zumindest grob zu beurteilen, ist entscheidend, wann der Vertrag abgeschlossen wurde:

  • ältere Verträge vor 2005
  • neuere Verträge ab 2005
  • Verträge, die bereits bald enden

Wenn man bereits vor 2005 eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, kann man in den meisten Fällen eine Garantiezahlung erwarten und außerdem ist die Auszahlung dieser Versicherungen steuerfrei. Deshalb sollte man die Versicherung bis zum Vertragsende behalten und nur in Ausnahmefällen einen Verkauf oder eine Kündigung erwägen. Ein Grund dafür wäre eine drohende Zahlungsunfähigkeit des Versicherungsunternehmens.

Für Verträge ab 2005 kann eine Kündigung jedoch durchaus lohnend sein. Werden hohe Verwaltungskosten berechnet und es ist nur ein niedriger oder sogar gar kein Garantiezins vereinbart, sollte man durchrechnen lassen, ob die Lebensversicherung am Ende mehr kostet, als sie einbringt.

Steht das Vertragsende jedoch in absehbarer Zeit bevor, lohnt es sich meist, durchzuhalten, da man ansonsten nicht von den hohen Schlussgewinnen profitiert, die einen großen Teil der gesamten Verzinsung ausmachen.

Tipps bei negativer Rendite

Hat eine Analyse des Versicherungsvertrags ergeben, dass eine negative Rendite zu erwarten ist, sollte man sich über die möglichen Optionen informieren. Es wird kaum möglich sein, die Versicherung zu verkaufen, denn die Aufkäufer orientieren sich selbstverständlich ebenfalls an der zu erwartenden Rendite. Also bleibt die Möglichkeit der Kündigung. In diesem Fall wird dem Versicherten zwar lediglich der Rückkaufswert erstattet, um weitere Verluste zu vermeiden, ist eine Kündigung manchmal dennoch die wirtschaftlichere Entscheidung.

Hat eine Analyse des Versicherungsvertrags ergeben, dass eine negative Rendite zu erwarten ist, sollte man sich über die möglichen Optionen informieren. (#02)

Hat eine Analyse des Versicherungsvertrags ergeben, dass eine negative Rendite zu erwarten ist, sollte man sich über die möglichen Optionen informieren. (#02)

Wann lohnt der Verkauf trotz ausreichender Rendite?

Eigentlich ist eine ausreichende Rendite das erwünschte Szenario, denn dann kann die Lebensversicherung intentionsgemäß neben der Risikovorsorge auch als Baustein der Vermögensbildung genutzt werden. Möchte man jedoch einen Baukredit abbezahlen oder benötigt man eine größere Summe für eine Sondertilgung, lohnt es sich eventuell, genau nachzurechnen, ob der Verkauf der Versicherung sinnvoll ist. Das ist immer dann der Fall, wenn die gesparten Zinskosten höher sind als die entgangene Verzinsung der Versicherung.

Welches Vorgehen ist bei finanziellen Engpässen empfehlenswert?

Handelt es sich lediglich um einen kurzfristigen finanziellen Engpass, kann die Versicherung problemlos eine Zeit beitragsfrei gestellt werden. Wird jedoch sehr dringend eine große Summe benötigt, ist es meist sinnvoller, die Versicherung zu verkaufen oder zu beleihen. Auch eine Verkürzung der Laufzeit oder eine Absenkung der Versicherungssumme sind mögliche Alternativen.

Viele Versicherte haben außerdem die Option, den Vertrag rückwirkend zu widerrufen. Das ist immer dann möglich, wenn das Versicherungsunternehmen nur unzureichend über das Widerrufsrecht informiert hat. In diesen, gar nicht so seltenen, Fällen besteht die Widerrufsmöglichkeit sogar noch, wenn die Police längst gekündigt wurde. Für das Versicherungsunternehmen bedeutet das den Verzicht auf bereits einbehaltene Provisionen sowie Gebühren. Außerdem sind die Unternehmen in diesem Fall verpflichtet, die geleisteten Beiträge zu verzinsen. Damit man seine Rechte durchsetzen kann, sollte man sich von einem Anwalt oder der Verbraucherzentrale in Hamburg beraten lassen.

Video: Widerruf Lebensversicherung – Ewiges Widerrufsrecht für Verbraucher bleibt!

Düstere Zukunft für die klassische Lebensversicherung

Nicht erst seit der Niedrigzinsphase kritisieren Verbraucherschützer traditionelle Kapitallebensversicherungen. Schon immer wurden die Renditen von hohen Verwaltungskosten, Provisionen und Betriebskosten erheblich geschmälert. Bei neuen Verträgen wird meist kein Garantiezins vereinbart, sondern lediglich ein Kapitalerhalt zugesichert. Es besteht zwar kein Grund, panikartig die Versicherung zu kündigen, eine Überprüfung der Renditeaussichten ist jedoch durchaus sinnvoll. Daran anschließend kann man dann die oben genannten Optionen durchdenken.

Künftig wird wahrscheinlich der Anteil an Kapitallebensversicherungen weiter sinken und es werden fast nur noch Risikolebensversicherungen abgeschlossen. Für die Kunden ist damit die Notwendigkeit verbunden, neue Möglichkeiten der privaten Vermögensbildung zu finden.


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